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News von Markus

Donnerstag, August 10, 2006

Laufen - mal wieder richtig ...



... dacht ich mir. Nachdem ja wirkliches Laufen in Chinas Städten aus mehreren Gründen nicht möglich ist, sondern nur ein gesundheitsbewusstes Traben, entwickeln sich doch allmählich Zweifel an der persönlichen Leistungsstärke.
Während des Sommerurlaubs also wollte ich es mal wieder "wissen". Welcher Wettkampf wäre dafür geeignet? Nun die Tour de France wäre sicher geeignet - aber es fehlt mir eine Lizenz und ausserdem wird mir zuviel gedopt - und abgesehen davon gibt es da auch ein striktes Zeitlimit. Der Hawaii Ironman ist zu weit weg und meine Schwimmfähigkeiten sind ähnlich eines Stückes Treibholz. Es lag daher auf der Hand, dass es wieder der Swiss Alpine praktisch vor meiner Haustüre sein sollte. Den kannte ich schon, den hab ich schon mal geschafft und er beschränkt sich "nur" auf laufen. Nachdem ich arbeitsbedingt die letzten Wochen in China nur noch auf maximal 15 Trainings-km pro Woche kam, war ich zumindest gut ausgeruht. Zurück in Deutschland konnte ich in den 2 Wochen vorher noch etwa 350 km Rad fahren und 40 km laufen um meinen Beinen zumindest mal eine Idee vom bevorstehenden zu geben. Derart "gut" vorbereitet ging es dann nach Davos.
Pünktlich zum Wettkampftag war es mit dem Supersommer vorbei und es wurde richtig kalt. Manche mögen das - ich nicht. Egal, dacht ich mir, ich werde heute noch ganz andere Probleme haben. Damit lag ich genau richtig. Die ersten 30 km gingen noch gut, begleitet und gut unterhalten von einem netten Schweizer Läufer mit Namen Luca, mit dem ich das Zimmer teilte. Dann ging es das erste mal länger bergab zum tiefsten Punkt nach Filisur. Und da waren sie, die Schmerzen in den Oberschenkeln. Man sollte es nicht denken, aber mir bereitet generell das bergablaufen immer mehr Probleme als bergauf. Nun ja dacht ich - sind ja nur noch 48 km und über 2000 Höhenmeter. Bergün bei km 39 wäre ein Ausstiegspunkt gewesen. Aber da waren die Zuschauer so nett und haben jeden angefeuert und damit kamen die endorphine und ich lief weiter. Als es dann kurz vor dem höchsten Punkt, der Keschhütte auf 2632 m ü.N.N so richtig zu regnen began und der Wind bei 5 Grad eissig pfiff, waren die Endorphine weg und die Pein wieder da - aber jetzt gab es kein zurück mehr. Also irgendwie eine gute Gruppe kriegen und sich über den Panoramatrail schleusen lassen. Das funktionierte auch gut bis zum Scalettapass. Von da ab - genau - geht es nochmal kräftig runter und mir kräftig in die Beine. Ich entschloss mich die meiste Zeit zu gehen und nahm es in Kauf von Zuschauern mittleidig betrachtet zu werden, wusste ich doch vom letzten Jahr, wenn hier die Muskeln dicht machen werden sie bis Davos nicht mehr locker. Also Geduld. Endlich unten angekommen waren es nur noch 14 km bis zum Ziel. Diese Strecke ist dann praktisch flach, und man muss nur noch irgendwie durchhumpeln. Das hab ich dann auch gemacht - und wurde entschädigt. Der Zieleinlauf im Stadion war wieder genial. Totale Anfeuerung, Endorphine pur, vorbei der Schmerz, das Gefühl man könnt alles nochmal laufen. Dann der Zielstrich. Geschafft. Am Ende waren es doch noch unter 10 Stunden und nur 25 Minuten langsamer als beim letzten mal. Nie mehr sag ich mir - aber das hab ich letztes Jahr auch gesagt.

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