Challenge Roth - Ein Jahr für 11 Stunden:
Begonnen hat alles in der Nacht vom 13. Juli auf den 14. Juli 2008. Gespannt wartete ich auf die Freischaltung der Online-Anmeldung für die Rother Langdistanz um 0.00 Uhr.
Ein kleines Männchen hatte sich seit einiger Zeit bei mir eingenistet und spricht von einer neuen sportlichen Herausforderung namens Triathlon - anstelle des blosen Laufens.
Ich gab nach und meldete mich an. Natürlich immer noch unsicher und um die Möglichkeit wissend, bis Mai noch mit relativ wenig Lehrgeld aussteigen zu können.
Zu diesem Zeitpunkt erstreckte sich mein Schwimmen auf 2-3 Schwimmbadbesuche im Jahr mit einigen Brustzügen um nicht ganz zu erfrieren und das Radtraining diente nur als willkommene Abwechslung fürs Lauftraining. Daher war klar - da musste mehr "drive" rein. Ich wusste schon von einer Möglichkeit
Kraulkurse in Wangen bei Claudia zu machen. Dies gab mir Hoffnung. Radeln musste daneben intensiviert werden. So stellte ich mir das Ganze vor. Im September startete dann der Kraulkurs und am Anfang war es relativ fürchterlich. Nach 5 Metern war ich außer Atem und die einzige Zuversicht gab, dass ich in Waltersbühl wohl nicht ertrinken würde - und Claudia war ja da. Zudem wurde ich von Simone begleitet, die dankenswerter Weise meine Verücktheiten recht geduldig mitmacht. Die ersten selbständigen Versuche im Schwimmbad waren auch sehr ernüchternd. 25 Meter galt es zu schaffen und das war schwer genug. Ich hielt mich daher vornehmlich am Beckenrand auf. Zum Glück startete im Oktober das Hallentraining vom
LTC in Lindenberg und ich konnte wöchentliche Quantensprünge in meiner Schwimmleistung beobachten, die schließlich dazu führten, dass ich das Anfängerprogramm auf Bahn 3 ganz mitmachen konnte. Dies stabilisierte ich dann soweit bis Ende April. Zu dieser Zeit war es erstmalig möglich - als Frostbeule - einigermaßen regelmäßig Radeln zu gehen und ich bereitete mich von da an intensiv auf meine Triathlon-Premiere in
Rapperswil vor. Die Halbdistanz dort sollte mein großer Test für Roth werden. Anfang Juni war es soweit und es lief mit 5:41 recht gut - zumal es sehr locker lief. Das gab mir größere Zuversicht und zusätzlich Motivation für meinen großen Tag in Roth. Als Trainingsleitfaden hatte ich neben gut 15 Jahren Lauferfahrung vor allem das Buch "Going Long" von
Gordo Byrn. Daneben nutzte ich recht intensiv das Internet als Info-Quelle und auch Vereinskollegen gaben den einen oder anderen wertvollen Hinweis. Die Umfänge bewegten sich dabei immer stark an der unteren Grenze der Empfehlungen - bei mir waren es im Schnitt so um die 8 Std. und ich hatte dennoch das Gefühl neben Arbeit und Training nicht mehr viel zu machen. Aber ich fühlte mich immer fitter und das bestätigte mich darin, dass das Training anschlug. Die letzte Woche vor dem Rennen entwickelte ich noch leichte Anfälle von Hypochondrie in denen ich ständig auf der Hut war irgendwelche Viren oder Bakterien einzufangen. Es gelang mir und am Freitag ging es zusammen mit Simone nach Roth zum abholen der Startunterlagen. Der Ganze Landkreis Roth ist an diesem Wochenende fest in Triathleten-Hand und was das tolle ist - man ist nicht nur geduldet sondern herzlich willkommen. Was mich daneben sehr beeindruckt hat sind die Top-Organisation der ganzen Veranstaltung vom abendlichen Pasta Essen inklusive Tiroler Kaiserschmarrn bis hin zum Rad-Check-in am Kanal und auch dass die Stars der Szene sich wirklich unter die Leute mischen. Persönliches Highlight dabei war ein Autogramm von
Chrissie Wellington ;-). Am Sonntag klingelte dann standesgemäß um 3.00 Uhr der Wecker und um 3.20 war ich dann auch schon aus dem Bett und um 3.30 am Frühstückstisch, den die triathlonerprobte Wirtin unserer Pension bereits für die anwesenden Triathleten gedeckt hatte. Der Wettergot meinte es gut mit uns an diesem Tag. Der Morgen war noch etwas frisch aber auch nicht wirklich kalt. Leicht verschlafen kamen wir um 05.20 am Kanal an. Simone suchte sich nun einen guten Platz an der Schwimmstrecke und ich hatte noch 2h bis zu meinem Start. Als um 6.20 Uhr die Profis starteten stieg die Aufregung und es war toll zu sehen, wie alle so mit dem selben beschäftigt waren: Rad auspacken, letzter Reifendrucktest, Toilette, Neo-Anziehen, Mist - wieder Toilette ... na ja und so weiter und so weiter. Jedenfalls um 7.20 ging es bei mir los. Ich war zu diesem Zeitpunkt erstaunlich ruhig und freute mich, dass es endlich los ging. Etwas Respekt hatte ich natürlich vor der Strecke; 3,8 km sind für mich schon noch ein Hammer und diese Distanz bin ich bis dato auch erst einmal am Stück geschwommen. Was mich aber wieder beruhigte - mit einigen Schwimmzügen ist man am Ufer des Kanals. Innerlich stellte ich mich auf 1:30 ein und war umso überraschter dass ich während des Schwimmens doch auch den einen oder anderen überholen konnte und schließlich mit 1:15 aus dem Wasser stieg. Ein kurzer Gruß zu Simone und ab ins Wechselzelt. Die helfenden Damen dort waren sehr resolut und ehe ich mich versah saß ich auf dem Hosenboden und meine Helferin zerrte an meinem Neo. Na ja Anfänger dachte sie sich wohl - und hatte recht dabei. Über meine T-Zeiten gibt es nur zu sagen, dass sie galaktisch schlecht sind, dabei belassen wir es vorerst mal - es muss ja auch noch Luft nach oben geben. Dann aufs Rad und ab auf die mir unbekannte Strecke. Hier lief es sehr gut von Anfang an. Von vielen Seiten hatte ich den Tipp bekommen auf dem Rad nicht zu überzocken, insbesondere mit meinen nur 2.000 Trainings-km. Ich hielt mich daran und fuhr im wahrsten Sinne des Wortes sehr gut damit! Die Strecke ist sehr schnell und das Wetter war ideal, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Die Stimmungsnester - insbesondere der Solarer Berg sind gewaltig. Gerade am Solarer Berg flippen die Leute wirklich fast aus und peitschen jeden nach oben. Ich genoss wirklich die ganze Fahrt. Nach 5:43 erreichte ich die T2. Der Wechsel vom Rad zum Laufen fällt mir eher leicht und es ging gleich relativ gut los. Ich überholte viele Athleten, was psychologisch natürlich klasse ist. Man kann sich so dann von Läufer zu Läufer ziehen lassen. Ich schaute auch gar nicht mehr auf die Uhr, hatte praktisch keine Ahnung über meine km-Zeit - aber es lief einfach gut. Dies funktionierte bis km 25, dann wurde es zäh und blieb so bis etwa km 32. Dann waren es aber plötzlich nur noch 10 km und ich bekam nochmal so was wie die 2te Luft. Hinten raus war es einfach fantastisch und ich genoß den Zieleinlauf in vollen Zügen. In 10.55.53 lief ich ins Ziel, deutlich unter meiner Kalkulation und überglücklich. 1 Jahr für 11 Stunden - es hat sich gelohnt!
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